Wie verläuft eine Behandlung
Die wesentlichen Elemente der Manuellen Integration sind
- Betrachtung von Körperhaltung und Beweglichkeit
- Untersuchung mit den Händen
- Aufsuchen von Bereichen mit gestörter Bewegungsfreiheit und erhöhter Spannung
- Abklärung des Beziehung des angegebenen Problem zum den gefundenen Auffälligkeiten
- Abklärung der Zielsetzung des Patienten
- Beginn der Behandlung mit manuellen Techniken und ggfs. Akupunktur / physikal. Therapie / Entspannungverfahren
- Begleitende strukturierende Gespräche
Vorgehensweise: Zu Beginn erhält der Patient einen Fragebogen, in dem die wichtigsten Informationen erhalten werden. Dies dient auch schon zu einer ersten Focussierung des Patienten bezüglich seines Problems. Dabei wird auch Augenmerk auf länger zurückliegende Ereignisse gerichtet. Die Untersuchung des Patienten beginnt mit der Betrachtung im Stand, dabei werden schon erste Auffälligkeiten notiert, welche Hinweis auf einen Focus bieten. Nach Bewegungstests im Stehen und Sitzen erfolgt die Untersuchung im Liegen mit diagnostischen Techniken der verschiedenen manuellen Methoden. Die Foci erhöhter Spannungsmuster und Bewegungseinschränkungen werden erfasst und in Relation gebracht.
Nachdem die Untersuchung abgeschlossen ist beginnt die Behandlung, allermeist im bekleideten Zustand. Durch die Behandlingstechniken werden Strukturen des Körpers vom aktuellen Tonus / Spannungszustand / Bewegungsgrad in einen etwas anderen Tonus/Zustand/Grad gebracht. Dabei spielen die dynamisierenden Grenzbereiche eine wichtige Rolle. Es wird keinerlei erhöhte Kraft auf die Strukturen des Körpers ausgeübt (ausgenommen der Triggerpunktmanipulation in besonderen Fällen), vielmehr erspürt der Therapeut, wohin die funktionseingeschränkte Struktur Möglichkeiten der Dynamisierung bietet. Die Grenzen des Körpers werden respektiert, Einwirkzeit und Intensität richten sich individuell nach Problematik und Möglichkeiten des Patienten, sich darauf einzulassen. Eine Behandlung dauert zwischen 40 und 60 Minuten.
Wie wir alle wissen erfolgt die Heilung bzw Rekonvaleszenz letztendlich nicht durch den Therapierenden, sondern sie geschieht im Körper des Patienten. Ohne die Fähigkeit, das Potential des Körpers, eine funktionierend Ordnung wieder zu erhalten oder wieder herzustellen ist jeder Therapieimpuls von aussen ohne Wirksamkeit. Auch Teilerfolge einer Therapie zeigen, daß der Körper noch die Möglichkeit besitzt in einen besseren Zustand der Kompensation zu gelangen.
Leben ist Bewegung. Wenn biologische Systeme stagnieren, d.h. ihre innere Dynamik/Wechselwirkung verlieren so kommt es zum Stillstand und Verlust einer Funktion. Dies wirkt sich früher oder später auf die damit verknüpften anderen Funktionen des Körpers aus, Einfaches Beispiel; ein degeneriertes Gelenk führt zu einer gestörten Biomechanik sowohl proximal als auch distal dieses Gelenkes. Solange der Körper diese Dysbalance kompensieren kann, z.B. durch Schonhaltung oder durch Ausweichbewegungen können Belastungen noch kompensiert werden. Die Gefahr einer Schädigung benachbarter Strukturen ist gegeben und über den Faktor Zeit immer wahrscheinlicher.
Denkmodell/Philosophie
Erfahrungsgemäß reagiert der Körper bei übermäßigen Belastungen, welche er mit seinem Reaktionsmuster nicht kompensieren kann, mit Schutzspannung. Diese Schutzspannung kann sich bei Ende der Belastung auflösen oder aber bestehen bleiben. Dies hängt davon ab wie lange, wie intensiv, wie oft und wie individuell „bedrohlich“ im weiteren Sinne diese Belastung war.
Die „Bedrohung“ wird zentralnervös angenommen, interpretiert und dann beantwortet.
Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, inwieweit die Wahrnehmungsbahnung frei durchgängig ist, wie die Informationen mit den bestehenden Erfahrungen (Prägungen) interpretiert werden können (günstig/ungünstig/gefährlich) und wie sehr das Individuum fähig ist (Blockaden, Inhibitionen, Abwehr), den Reiz oder die Bedrohung zu beantworten.
Die „Wirbelblockierung“ zum Beispiel ist ein reflektorischer Reaktionsmechanismus als Schutz auf eine biomechanische Fehl- oder Überbelastung, die wiederum ihre Ursache in anderen Irritationen hat. Diese Irritationen können Probleme im Bewegungsapparat lokal oder an anderer Stelle, viszerale Probleme, Operations- oder Verletzungsareale, aber auch „Herde“ mit vorwiegend psychoemotioneller Komponente sein. Sie können rein situativ, d.h. bei momentaner extremer Grenzbelastung auf einen gesunden Körper, entstehen. Sie können aber auch Folge von bereits bestehenden Kompensationsmechanismen mit Grenzwertigkeitscharakter sein.
So zeigt meine und die Erfahrung anderer Therapeuten, dass zum Beispiel die Discopathien im LWS Bereich nicht in erster Linie lokale strukturelle Ursachen besitzen, sondern eine Kombination aus langjährigen Reaktionen des Bewegungsapparates auf Fehlspannungen in anderen Bereichen des Körpers sind, die im auch mit psychoemotionellen Belastungen, psychoneurovegetativen Regulationsstörungen und neuromuskulären Fehlimpulsen zusammenhängen. Dabei spielt die individuelle Persönlichkeitsstruktur mit dem gesamten Spektrum der Psychodynamik (Prägungsmuster, Verhaltensmuster, Übertragungen, Projektionen, etc.) eine bedeutsame Rolle. In vielen Fällen ist eine psychotherapeutische Maßnahme nicht möglich, weil Patienten eine gewisse Scheu oder sogar Angst vor einer eventuellen „Stigmatisierung“ haben oder aufgrund ihrer Fähigkeiten eher körperorientiert als verbal zugänglich sind. Es gibt zudem häufig Patienten, bei denen die reine verbale Intervention oder das Tiefergehende ärztliche Gespräch nicht ausreicht, um den Durchbruch in der Veränderung (Dynamisierung) zum Heilungsprozess hin zu bewirken.
Gerade für diese Fälle bietet die körperorientierte Manuelle Integration eine Perspektive.
Patienten mit monatelang wiederholt auftretenden gleichen Beschwerden, bei denen die Maßnahmen nur kurzzeitig Linderung bringen oder trotz laufender Therapie keine echte Verbesserung des Beschwerdebildes zu erkennen ist, und Patienten mit vordergründig somatischem Bild oder Patienten mit lebensverändernden Erkrankungen gehören zur Indikationsgruppe.